Chaos mit Aussicht – oder wie man Haus, Schiff und Hirn reisefertig macht.
Der Frühling ist da, die Vögel zwitschern – und bei uns zwitschert zusätzlich das Werkzeugorchester aus Akkuschrauber, Stichsäge, Staubsauger und Co. Während andere ans Ostereiersuchen denken, suchen wir bereits: Spezialteil-Lieferanten, das bereits gelieferte Spezialteil, das gestern ganz hinten in der Achterkabine verstaute Spezialteil – und irgendwo dazwischen unsere Nerven.
Der Countdown läuft: Wir stecken mitten in der finalen Vorbereitungsphase für unsere große Reise. Die letzten Must-Dos auf der Checkliste vor dem ersten Schlag hinaus auf die Ostsee werden fleißig abgehakt.
Doch von vorn:
Am 19. März war es endlich soweit – bei strahlendem Sonnenschein wurde Fuchur ins Wasser gekrant. Was für ein Moment! Und weil wir manchmal klug sind (und der Wetterbericht fies), haben wir gleich die Gelegenheit genutzt, um noch bei wenig Wind die Segel anzuschlagen. Eine goldrichtige Entscheidung, denn ab dem nächsten Tag hieß es: kalt und stürmisch. Also schön, aber zugig.
Ideale Bedingungen, um sich bei der Arbeit warm zu halten – theoretisch. Praktisch bedeutete der Rückzug unter Deck weniger Bewegung, also: Wärmflasche in den Pulli gesteckt und weiter im Text. Respekt ans Werftpersonal, die machen das jeden Tag.
Zu tun gab es reichlich:
🔧 Das neue Vorstag fürs Stagsegel wurde gebaut und montiert – samt Fußpunkt.
🚿 Der Frischwassertank für den Watermaker bekam seinen Anschluss, ebenso die Waschmaschine.
🧩 Letzte Teile mussten organisiert werden – natürlich auf den letzten Drücker.
📄 Für die mögliche Route über Südengland brauchten wir noch die ETA für UK.
⚓ Ein permanenter Bullenstander wurde installiert – und zusätzlich zur 50-Meter-Kette kamen 100 Meter neue Ankerleine an Bord.
🧭 Der Kartenplotter bekam ein Update, das Logbuch eine durchdachte Systematik (digital mit analogem Backup, scheint antiquiert, ist aber kein Aprilscherz), und Notfallpläne wurden gedruckt und laminiert.
💊 Die Bordapotheke ist jetzt – na ja, fast – vollständig.
Und dann kam die Königsdisziplin: der Umzug aufs Schiff.
Mehrere Autoladungen Kisten, Taschen, Krempel, Zeug. Alles muss irgendwie verstaut werden – und zwar so, dass es nicht klappert, nicht schimmelt, nicht umkippt und nicht vergisst, dass es existiert. Für jedes Teil einen Platz zu finden ist wie Tetris spielen. Hört ihr die Jubelrufe, wenn ein Teil seinen Platz gefunden hat?
Noch ist nicht alles verstaut, manches kommt diese Woche noch einmal auf den Prüfstand, manches fliegt vermutlich doch noch wieder raus. Aber es wird. So langsam. Vielleicht. Hoffentlich.
Manchmal fühlt sich das Ganze an wie ein dreidimensionales Puzzle mit beweglichen Teilen – nur dass man am Ende darin wohnen und damit sicher über den Ozean segeln möchte.
🍽️ Abschied mit Appetit und Herz
Mitten in all dem Chaos gab’s aber auch zwei ganz besondere Momente: unsere Abschiede von der Arbeit. Wir haben Eierschiffchen gebaut, Gurkenboote geschnitzt, Cräcker in Fischform aufgetischt, Pumpernickel und Knäckebrot maritim dekoriert – alles unter dem Motto: „Skorbutprophylaxe auf großer Fahrt“.
An der Wand eine große Weltkarte, auf der unsere Kolleginnen und Kollegen ihre Reiseempfehlungen und Herzensorte markierten. Ein toller Anblick – und eine wunderbare Erinnerung. Mal sehen, welche Ziele wir erreichen.
Der Abschied fiel uns nicht leicht. Wir haben unsere Arbeit gern gemacht, hatten tolle Teams, gute Gespräche und viel Rückenwind. Umso mehr schätzen wir, wie herzlich wir verabschiedet wurden.
🌊 Leinen los – oder bald zumindest
Der Aufbruch rückt näher – der Countdown läuft. Wir sind müde, glücklich, komplett verplant – und sehr bald unterwegs. Eine besondere Mischung aus Vorfreude, Abschiedsschmerz, Hektik und noch offenen To-do-Listen. Am Sonntag übergeben wir die Hausschlüssel und ziehen endgültig aus. Bald, ganz bald, heißt es dann: Leinen los.
Der Blick wandert schon regelmäßig zur noch unzuverlässigen Windvorhersage für die kommende Woche. Sieht gerade nicht ganz so freundlich aus. Vielleicht klappt es am Mittwoch noch, nachdem wir das Auto abgegeben haben, bevor es zu stürmisch wird – auch wenn wir dann wohl erstmal im Nord-Ostsee-Kanal feststecken. Aber hey, besser dort als im Heimathafen – Hauptsache es geht endlich los.
Wir melden uns! Helga und Christian

















Hier ein kleiner Song dazu: