Chapter 14 – Madeira Vibes
Kein Seglerparadies? Vielleicht nicht. Aber ein Kapitel voller Kontraste, wie gemacht für Exploring Phantasia.
Nachdem der Anker vor Porto Santo, der kleinen Insel nordöstlich von Madeira, gefallen war, holten wir erst einmal ein paar Mützen Schlaf nach. Das gelang anfangs ganz gut. Schließlich wurden wir nicht mehr ganz so schlimm in der Koje hin- und hergeworfen wie auf der Überfahrt. Schnell wurde uns trotzdem klar: hübsch hier, aber als Dauerlösung taugt der Ankerplatz nicht. (Einen kleinen Eindruck vom Wohnen an Bord bei Schwell am Ankerplatz vermittelt unser neuer Song mit Video: „Rocking at Anchor“.) Also noch schnell die Wanderschuhe geschnürt und die Insel erkundet, bevor es weitergeht.
Fuchur: „Geht nur, ich halte die Stellung. Bringt mir Geschichten mit.“
Dann die letzten Meilen rüber nach Madeira. Erster Stopp: die Bucht von Abra ganz im Osten, marsianisch rot und karg, und gleichzeitig so fotogen, dass man die Postkartendruckerei im Kopf anwerfen möchte. Nur: die See meinte es wieder eher rustikal. Dinghy an Land bzw. Felsen? Eher nicht. Schwimmen? Zu weit. Und mit dem Kajak sind wir noch nicht geübt genug, um im Falle einer Kenterung sicher zurück zum Mutterschiff zu gelangen. Im schlimmsten Fall kommt da bis zu den Kanaren oder noch sehr viel weiter nichts. SUPs stehen seitdem auf der „Vielleicht“-Liste. Da kann man reinfallen und wieder aufsteigen, was beim Kajak so nicht funktioniert.
Fuchur: „Ihr wollt also Bretter, während ihr auf einem Boot wohnt. Tss.“
Wir verholten uns ein Stück die Südküste entlang und ankerten vor Caniçal. Landgang per Dinghy klappte, also rauf und runter über die Hügel (für See-Beine Berge, für Einheimische Spazierwege) – und am Ende des Tages diese Diashow, die man innerlich noch mal abläuft, wenn schon längst wieder Bordruhe ist.
Relativ schnell war klar: Busfahren ist hier nicht unsers, zu unflexibel. Und dann kündigten sich die Ausläufer von Hurrican Erin – nicht als Wind, sondern als Wellen – an. Schon der normale Schwell in „eigentlich geschützten“ Ecken ist sportlich; das hier setzte noch eins drauf. Wieviel, konnten wir nicht einschätzen, aber es machte uns schon nervös. Am portugiesischen Festland hätte es uns womöglich schlimmer erwischt – und bei den Orcas dort gab es kurz nach unserer Abreise auch wieder Interaktionen.
Fuchur: „Glück gehabt.“
Daher entschieden wir uns für eine Woche Hafendasein in der Marina Quinta do Lorde. Nach Texel und Cabo de Cruz erst der dritte angelaufene Hafen für über Nacht seit unserem Start im April. Sonst ankern wir konsequent. Zwei Tage lang wurde das salzverkrustete Boot von innen und außen geschrubbt (endlich Süßwasser genug dafür), Leinen und Zeug sortiert, Kleinkram erledigt und Dinge angefasst, die vor Anker nur halbvernünftig wären. Beispiel: Arbeit an der Steueranlage – dafür musste das Steuerrad komplett runter. Keine gute Idee, wenn man jederzeit vielleicht doch los muss. Auch das mehrfache Erklimmen des Mastes, um die Vorsegelrollanlage zu reparieren, war ohne das massive Geschaukel im Hafen einfacher.
Jeden Tag bot sich dieses Bild zuverlässig zeitversetzt bei den neu ankommenden Booten. Es ergaben sich wieder einmal nette Kontakte in x Sprachen. Der Austausch macht klar: Wir werden uns wiedersehen.
Danach gönnten wir uns drei Tage lang den Luxus eines Mietesels (Auto). Wir kurvten unermüdlich die alten, schwindelerregend steilen kleinen Straßen kreuz und quer rauf und runter über die Insel, Stopps im Kilometer-Takt. Hier und da liefen wir ein Stück, machten Picknick und genossen. Abseits der Must-Sees und Off-Time der Massen, sodass wir die Insel gefühlt für uns hatten. Originalton in Dauerschleife: Ooooooh, Aaaahhhhh, wie schön!!!! Da gab es Monumentales, Kleines, Klitzekleines, Klares, Diffuses, Großartiges, Mystisches, Nachdenklich-Machendes, Demütig-Stimmendes…..
Nebenbei wurde der Wagen zum Lastesel für frischen Proviant und etwas Diesel-Nachschub. Sehr angenehm, mal nicht alles kilometerweit huckepack zu schleppen und dann mühevoll mit dem Dinghy zu Boot zu schaffen. Einfach nur: Auto, Steg, Boot, repeat.
Auf unserem Weg die Südküste entlang begutachteten wir alle potenziell möglichen Ankerplätze mit ernüchterndem Ergebnis: Ja, möglich, aber sehr „rolly“ und damit anstrengend. Letztendlich sagten wir trotzdem adieu zum bequemen Leben im Hafen (teuer, Sanitäranlagen in schlechtem Zustand, Waschmaschine defekt, ein penetranter Geruch der Kläranlage des Resorts, Lage am Ende der Insel….) und verholten uns zurück nach Abra vor Anker: welche Wohltat nach fast einer Woche Hafen – alles wieder wie immer.
Da sind wir nun: Wir jauchzen und freuen uns über den unerwartet moderaten Schwell, arbeiten den ein oder anderen Punkt unserer Boots-ToDo-Liste ab und beschäftigen uns ausgiebig mit den nächsten Möglichkeiten und Schritten. Wir schauen aufs Wasser, auf Steine, auf Wolken. Wie lange noch bleiben? Welche Ziele ansteuern? Oder doch schon zu den Kanaren segeln? Mal sehen, wir checken jetzt mal wieder diverse Wettervorhersagemodelle….
Fuchur: „Ich fahr, wohin ihr zeigt. Aber sagt’s mir rechtzeitig – ich mag es, vorbereitet zu glänzen.“
Update@Fuchur: Morgen Früh geht es los zu den Kanaren!






















